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Rezension zu “Die Suche” von Charlotte Link

Ein Leseabenteuer

Vorbemerkung:
Zum Inhalt werde ich keine Details verraten, dazu sollte der Klappentext genügen.

Das Grundsätzliche.
Der surreale Stil des Covers macht sofort neugierig. Die fesselnd gestalteten Details lassen.
Buchsatz und Rechtschreibung sind nahezu fehlerfrei und erfüllen hohe Erwartungen.

Der Anfang.
Die Einführung in das Buch gelingt der Autorin von der ersten Zeile an. Sofort ist der Leser im Geschehen und wird nicht mehr losgelassen. Die vierzehnjährige Hannah Caswell verpasst ihren Zug. Ihr herrschsüchtiger Vater hat dafür kein Verständnis. Hannah wartet allein auf den nächsten Zug. Schon im ersten Kapitel wird ein Verdächtiger präsentiert — der neunzehnjährige Kevin Bent, der vor Jahren in einen Fall von Vergewaltigung verwickelt war.

Zwischenstand.
Ich habe selten ein Buch gelesen, das von der ersten bis zur letzten Zeile eine derart fesselnde Spannung aufbauen konnte. Selbst Nebenhandlungen und Nebenfiguren sind eindringlich beschrieben und lassen die Handlung jederzeit voranschreiten.

Wie es weiter geht.
Nach einem Zeitsprung beginnt ein weiterer Handlungsstrang, der jederzeit im Gesamtzusammenhang bleibt. Kate Linville kommt nach Scalby, um das Elternhaus zu verkaufen.
Der Spannungsbogen steigerte sich weiter, die vierzehnjährige Mandy Allard ist spurlos verschwunden. Die Spannung steigerte sich ununterbrochen, sodass ich zur Mitte des Buches befürchtete, dass im Weiteren Langatmigkeit aufkommen müsste. Doch unglaublicherweise steigerte sich die Spannung bis zur letzten Seite. Es war meisterhaft, wie zu jedem Höhepunkt eine weitere Steigerung konstruiert wurde.

Der Schreibstil.
Charlotte Links Schreibstil ist verständlich, flüssig, lebendig und mitreißend. An nicht einer einzigen Stelle musste ich zurückgehen, um nochmals zu lesen. Im Gegenteil, die Zeilen und die Seiten flogen nur so vorüber, ein wahrer Pageturner.

Die Charaktere.
Die Charaktere Kate Linville und Caleb Hale waren in einem vorherigen Buch von Charlotte Link schon aufgetaucht. Die beiden Hauptakteure, aber auch jede einzelne andere Figur, wurden in fehlerfrei ausgearbeiteter Tiefe als spürbare Charaktere dargestellt. Nicht nur die Protagonisten, sondern ausnahmslos alle Figuren waren authentisch und konsistent.

Die Umsetzung.
Die Buchidee oder der rote Faden waren jederzeit und durchgängig vorhanden.
Es gehört großes Können dazu, eine gewisse Anzahl von Charakteren in einem Roman spielen zu lassen. Charlotte Link beherrscht das auf höchstem Niveau. Jede Figur ist erforderlich, hat eine glaubhafte Rolle und kann aufgrund der sehr gut ausgearbeiteten Eigenheiten gesehen werden.

Der Spannungsbogen.
Kriminalromane, die im England der Gegenwart spielen, gibt es viele. Charlotte Link´s Art des Beschreibens ist einzigartig, die Handlung ist relevant und überzeugend. Alltägliche, mögliche und denkbare Situationen werden zu schrecklichen Szenarien gesteigert. Charlotte Link lebt nicht davon, effekthascherisch einen Liter Blut nach dem anderen zu verspritzen. Nein, diese Autorin baut Spannung subtil auf, erhält und steigert sie auf nahegehende Weise. Gleichwohl werden an dramaturgisch perfekter Stelle brutal-harte Szenen beschrieben, die einiges abverlangen. Aber eben sehr wohl dosiert und nicht inflationär. Das ist allerhöchste Schreibkunst!

Der Twist.
Das Ende des Buches war ebenso überraschend wie tragisch und schön zugleich – in jedem Fall zufriedenstellend. Alle offenen Fragen wurden abgeschlossen. Ein Knistern zwischen Kate Linville und Caleb Hale war zu spüren und hinterließ durchaus einen Cliffhanger: Werden sie irgendwann ein Paar? Wird Kate sich bei Caleb bewerben? Ein hervorragendes Potenzial für einen weiteren Teil ist verblieben.

Fazit.
Bis zur letzten Seite erlebt der Leser Wendungen, die allesamt unerwartet und nicht vorhersehbar sind. In sehr geschickter Weise sind die Handlungen miteinander verwoben und gehen am Ende logisch auf. Dem vermeintlichen Ende folgt ein noch überraschenderes Ende.
Die Autorin hat mich durch ein aufregendes Abenteuer geführt, hat mich bangen, fürchten und fühlen lassen. Lange noch nach dem Lesen bleibt dieses Buch in meinen Gedanken.

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